Französische Armee

Französische Armee

Auf französischer Seite herrschte die Einschätzung vor, einen leichten und schnellen Sieg erringen zu können. Der Kriegsminister Marschall Edmond Lebœuf setzte seine Hoffnungen auf einen schnellen offensiven Erfolg, den Frankreich durch eine rasche Mobilisierung und Aufstellung gewinnen sollte. Seiner Einschätzung folgten sowohl Napoléon III. als auch die überwiegende Mehrheit des Generalstabs. In der internationalen europäischen Presse wurde mit einer militärischen Überlegenheit Frankreichs gerechnet.[78] Noch während der Luxemburgkrise 1867 hatte Marschall Niel einen offensiven Plan vorgelegt. Er wollte an der Front zwischen Thionville und Trier nach Osten vorstoßen und Preußen von seinen süddeutschen Verbündeten abschneiden. Das Vorhaben hätte aufgrund der vorhandenen Eisenbahnstrecken und französischen Festungen in der Umgebung gute Aussichten gehabt. Allerdings wurde Niels Plan nach dem Ende der Luxemburgkrise nicht weiterverfolgt.[79] Der französische General Charles Auguste Frossard brachte 1868 eine andere, defensive Überlegung ins Spiel. Truppenteile sollten in die Städte Straßburg, Metz und Châlons verlegt werden und von dort zunächst einen preußischen Angriff abwehren.[80]

Im Februar 1870 änderte dann Napoleon III. auf Anraten von General Lebrun die militärische Strategie Frankreichs erneut, da er nach dem Besuch des österreichischen Feldmarschalls in Paris mit einer militärischen Rückendeckung durch Österreich rechnete. Einen Teil seiner Armee verlegte Napoleon III. daher nach Metz, den anderen nach Straßburg. Der Kaiser hoffte vor allem von Straßburg aus Süddeutschland besetzen und deren Regierungen auf seine Seite ziehen zu können. Danach würden die französischen Soldaten – so die Überlegung – von Truppen des österreichischen Kaisers verstärkt werden.[81] Beim Kriegsausbruch wurde schließlich versucht, auf Elemente aller drei Pläne zurückzugreifen. So spaltete Napoleon III. seine Armee im Wesentlichen in drei Truppenverbände auf. Die Rheinarmee wurde von ihm selbst geführt und bezog Stellung in Metz. Die beiden anderen Truppenteile hatten ihren vorläufigen Stützpunkt im Elsass und Châlons.[82] Die unzureichende Vorbereitung des Feldzuges bremste das Tempo des französischen Aufmarsches und die Mobilisierung und Aufstellung der Truppen. Die zahlenmäßig überlegenen Kräfte der deutschen Armeen erhielten so genug Zeit, sich zu formieren. Die geplante Offensive der französischen Armee über den Rhein war unter diesen Voraussetzungen nicht mehr ohne Weiteres möglich.[83]

In dem Deutsch-Französischen Krieg kam es wesentlich darauf an, hunderttausende Soldaten, Pferde, Ausrüstung und Verpflegung an die Front bewegen zu können. Im Laufe des Krieges wurden auf beiden Seiten nahezu 3 Millionen Soldaten eingezogen. In den deutschen Staaten galt dabei die aktive Wehrpflicht. Im Alter von 17 bis 45 Jahren konnte theoretisch jeder männliche Bürger für den Kriegsdienst verpflichtet werden. Aufgrund fehlender Kapazitäten der Wehrstellen entschied jedoch ein Losverfahren über den tatsächlichen Einsatz. Sozial besser gestellte Personen konnten sich häufig von ihrem Dienst freikaufen. Die französische Armee setzte sich hauptsächlich aus Berufssoldaten zusammen. Eine allgemeine Wehrpflicht existierte nicht. Die französischen Soldaten waren wegen ihres Einsatzes im Krimkrieg und dem Sardinischen Krieg kampferfahren und mit dem hocheffizienten Chassepotgewehr ausgestattet.


Linieninfantrie

Linieninfantrie

Die Armee, die Napoleon III. zu Beginn des Krieges von 1870 aufstellte, ist wahrscheinlich eine der farbenprächtigsten, die jemals in die Schlacht gezogen wurde, und konkurriert sicherlich in Vielfalt und Farbe mit den Truppen des berühmtesten Onkels von Napoleon III., die während der napoleonischen Kriege eingesetzt wurden. Die Infanterie-Regimenter bildeten das Rückgrat der Armee mit ihren Kepis, prächtigen roten Hosen, ausgerüstet mit dem Hinterlader-Gewehr Chassepot, damals eine der modernsten Serien-Feuerwaffen der Welt, komplett mit Hornisten, Trommlern, Standarten und Sappeur. Unsere erste Veröffentlichung der französischen Infanterie zeigt ein Regiment in Marschangriffsformation.  
Algerian 2nd Tirailleur Regiment

Algerian 2nd Tirailleur Regiment

Wir sind sehr stolz darauf, unsere Veröffentlichung algerischer Tirailleure für unser Franco-Preussischer-Krieg-Sortiment zu präsentieren. Die 1841 erstmals als Bataillone von „Tirailleurs indigenes“ aufgestellte algerische Infanterie wurde durch ein Dekret vom 10. Oktober 1855 in drei Regimenter algerischer Tirailleure organisiert und diente anschließend in vielen illustren Feldzügen mit Auszeichnung, darunter im Zweiten Krimkrieg Italienischer Unabhängigkeitskrieg, die französische Intervention in Mexiko und natürlich der Deutsch-Französische Krieg von 1870. Während des Krimkrieges erhielten die algerischen Tirailleure den Spitznamen "Turcos", unter dem sie in den nächsten hundert Jahren weithin bekannt waren. Der Name entstand Berichten zufolge aus Vergleichen zwischen den algerischen Truppen und den türkischen Verbündeten, die an der Seite der französischen und britischen Streitkräfte bei der Belagerung von Sewastopol dienten. 

4. Kürassierregiment

4. Kürassierregiment

Als der französische Kriegsminister Eugene Etienne 1913, kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs, aufgefordert wurde, die berühmten roten Hosen der französischen Armee abzuschaffen, antwortete er berühmt: „Non, jamais! Le pantalon rouge c'est la France!” Obwohl diese Aussage mehr als 40 Jahre nach dem Krieg von 1870 gemacht wurde, war die Einführung roter Hosen bei den Kürassier-Regimentern wahrscheinlich die einzige größere Änderung, die an diesem angesehensten Arm der schweren französischen Kavallerie im Laufe des Krieges vorgenommen worden war das 19. Jahrhundert. Als solche traten die französischen Kürassiere zum Zeitpunkt des Ausbruchs des Krieges von 1870 auf dem Schlachtfeld hoffnungslos veraltet in den Konflikt ein, nachdem sie sich seit den Tagen des Ersten Kaiserreichs vor mehr als 60 Jahren in Uniform, Waffen, Taktik oder Doktrin kaum verändert hatten. Dies sollte tragische Folgen haben, da die verschiedenen Kürassier-Regimenter während des Konflikts zahlreiche tapfere Angriffe durchführten, nur um von der preußischen Infanterie und Artillerie, denen sie gegenüberstanden, hoffnungslos unterlegen und häufig dezimiert zu werden. Unsere Darstellung der französischen Kürassiere zeigt die tapferen Männer der 4. Kürassiere, die einen solchen Angriff ausführen und trotz des fast sicheren Ergebnisses weiterreiten, um sich dem Feind zu stellen.